Defekter Simmering Motor OM616 vorn

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r-rider
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Defekter Simmering Motor OM616 vorn

Beitrag von r-rider »

Hallo Arnoldfreunde,

nach meinem Hollandausflug habe ich verstärkten Ölverbrauch und die dazugehörigen Flecken auf meinem heimischen Stellplatz bemerkt. Das darf so nicht bleiben und stellt für eine größere Urlaubsfahrt auch ein gewisses Risiko dar und musste abgestellt werden.
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Also es musste ersteinmal das Kühlwasser abgelassen werden, aber nur bis höhe Thermostat. Dann den Kühler demontiert um Baufreiheit zu gewinnen. Im nächsten Schritt die Lichtmaschine nebst Keilriemen abgebaut. Zusätzlich habe ich noch die Keilriemenscheibe der Wasserpumpe abgeschraubt. Bis dahin war es Kinderkram, aber was jetzt folgte verlangte schon nach härteren Methoden. Um an den Simmering zu kommen muss die Keilriemenscheibe vom Kurbelwellenflansch gelöst werden. Da sitzen seit Jahrzehnten drei Inbusschrauben und gammeln vor sich hin. Mit einer Inbusnuss und einem kleinen Hammer die Nuß bis zum Anschlag eingeschlagen. Zum Glück konnten alle drei mit reichlichem Kraftaufwand und der Gefahr des Abreissens gelöst werden. WD40 hilft hier gewaltig. Jetzt muss die 27 Schraube, welche mit 220Nm angezogen wurde wieder gelöst werden. Bevor die 27er Schraube gelöst wird, schnell noch eine Markierung auf der Scheibe eingeritzt. Also die Nuß aufgesetzt eine kleine Verlängerung und mit einem Drehmomentenschlüssel mit Rohrverlängerung die Schraube gelöst. Ein Hebelarm von 1m ist schon gewaltig. Jetzt noch die Scheibe abziehen, dazu ein paar lange Schrauben aus der Grabbelkiste gesucht und einen Messingklotz der den richtigen Durchmesser hatte. :lol: Man darf ja mal Glück haben. Mit dieser Vorrichtung die Scheibe behutsam und gleichmäßig abgezogen.

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Nachdem die Scheibe recht gut runter ging sollte das letzte Problem auf sich warten, oder besser gesagt auf mich. Der Gleitring welcher auf die Kurbelwelle aufgeschrumpft wurde muss wieder runter, nur das man mit einem Abzieher nicht in den Motor kommt, ausser man hat einen Spezialabzieher. Den hätte ich am Donnerstag bekommen können, war aber gerade ausgeliehen.

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Mit zwei spitzen Stahlhaken und einem elektrischen Rohrlötgerät konnte der Gleitring so stark erhitzt werden, dass die Haken es schafften den Ring ein paar Millimeter nach vorn zu ziehen. Doch dann klemmte er bereits wieder. Da jetzt aber ein Dreibeinabzieher hinter den Ring kam, hatte er verspielt und konnte abgezogen werden. Nach 177000 km hatte der Ring eine nicht übersehbare Einlaufrille vom Simmering. Hier im Vergleich zum neuen. Gut sichtbar die Strommarken am alten Gleitring.

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Jetzt kommt der gemütliche Teil des Nachmittags, die Welle wurde gereinigt und leicht eingeölt. Der Plattenkocher vorgewärmt und der neue Gleitring auf Temperatur gebracht. Mit dicken Handschuhen den Ring auf die Welle gleiten lassen. Dann den Gleitring sowie den neuen Simmering schön mit Motoröl eingestrichen und dann vorsichtig eingedrückt und mit einem kleinen Schraubenzieher feinfühlig auf den Gleitring gehoben. Dann ein Rohr aufgesetzt und mit dem Gummihammer vollflächig eingeschlagen.

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Mit der selben Heizplatte die Scheibe aufgeheizt und entsprechend der Markierung wieder aufgesetzt. Die fehlenden Millimeter konnte die 27er Schraube wieder einziehen. Bei der Schraube auf die Scheiben achten, die keine schnöden Scheiben sondern Tellerfedern sind. Am besten bei der Demontage so auf der Schraube lassen wie sie drauf waren. Dann einen Gang einlegen und die Schraube mit 220 Nm anziehen. Da muss man schon mächtig drücken.

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Für einen Sonntag mit bescheidenem Wetter eine gelungene Reparatur. Ok der Motor muss ersteinmal ein paar km laufen um es abschliessend beurteilen zu können. Nun beim Kauf des Schätzchens erzählte mir der Verkäufer das die Ventile gerade eingestellt wurden und erst in 20.000 km wieder fällig sind. Da Kontrolle ja besser als Vertrauen ist, war jetzt die Gelegenheit günstig. Da man ja den versifften Motor so nicht lassen konnte, gabs gleich noch eine Reinigungskur. So gefällt er mir gleich wieder viel besser .
Morgen dazu mehr.

Gruß
Wolfgang
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